Der Kirchturm wurde in den Jahren 1669 – 1671 errichtet. Im Schlussstein über der Eingangstür an der Westseite des Turmes ist die Jahreszahl des Baubeginns – 1669- festgehalten. Am 7. August des Jahres 1671 wurde der Turmknopf mit Fahne aufgesetzt und ein Stein in den Turm mit einer lateinischen Inschrift eingesetzt. Übersetzt lautet sie: „Dieser Turm ist errichtet worden mit Hilfe des Gottes, dessen dreimal heiliger Name der aller festeste Turm ist, zum Hort des Glaubens, durch welchen der Gerechte, wenn er zum Namen Gottes seine Zuflucht nimmt, gar wohl geborgen sein wird.“

Höhe 36,00 m
Breite 6,00 m
Tiefe 7,50 m

Der Turm hat eine stolze Höhe von 36 Metern, der Dachstuhl besteht aus einer Holzkonstruktion, ist sanft geschwungen und nach oben auslaufend. Diese Form lehnt stark an den barocken Baustiel an. Auf der Schweifhaube ist ein Achteckaufsatz aufgebaut und schließt mit einem Turmknopf ab, auf dem sich bis 2008 eine Wetterfahne mit Kreuz befand.

Der Turm wurde im Jahr 2008 neu verputzt und gestrichen. Der Turmknopf nebst Wetterfahne und Kreuz wurden abgenommen und durch eine neue Turmbekrönung ersetzt.

Dabei konnte der Turmknopf geöffnet und die beigelegten Dokumente gesichtet werden. Diese liefern Informationen über die St. Georg Kirche, den Ort Mellingen und seine Einwohner. Die ältesten Aufzeichnungen sind aus dem Jahre 1671. Sie informieren über die Instandsetzungen der Kirche, geben Nachricht über die Geistlichkeit in Weimar und Mellingen, über die am Bau beteiligten Handwerksleute, den Schulmeister und den Gerichtsschöppen von Mellingen.

Weitere historische Aufzeichnungen im Turmknopf sind anno 1723 d. 22. July beigelegt worden. Unter göttlichem Beistand wurde hier von dem fürstlich privilegierten Meister Jo. Adam Chiem, Schieferdecker und Bürger von Weimar, der Turmknopf aufgesetzt. Zum Gedächtnis für die Nachkommen wurden analog der Aufzeichnungen des Jahres 1671 eine Nachricht zum Ort Mellingen eine Auflistung der beigegebenen Medaillen, Informationen zum Umguß der Glocken, die Nennung der regierenden Fürsten, Geheimräte, Hof- und Regierungsräte sowie der fürstlichen Beamten, beigefügt. Als Gerichtsschöppen sind Namen aufgeführt, die heute noch im Ort verzeichnet sind, wie Rost, Zäuner, Müllenberg, Dathan, Kötschau, Kornmaul, Eilenstein und Gruhner. Ein Bericht über die Beschaffenheit des Ortes Mellingen, des Landes und der Zeit beschließt die Aufzeichnungen.

Umfangreiche Aufzeichnungen gibt es aus dem Jahre 1834 u. a. einige Ausgaben der Dorfzeitung, kirchliche Nachrichten vom Ortsgeistlichen über Mellingen und Aufzeichnungen über Mellingen, die von den damaligen Ortsvorstehern unterzeichnet sind.

Auf Befehl seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Carl Friedrich von Sachsen Weimar Eisenach wurden folgende Gegenstände ebenfalls im Turmknopf belassen, ein Staatshandbuch des Großherzogtums Sachsen Weimar Eisenach aus dem Jahre 1830 sowie eine Übersicht aus der Seelenliste des Jahres 1833. Münzen und Medaillen tragen das Datum 23. May. 1834.

Im Jahre 1869 wurde infolge eines gewaltigen Sturmes der Turm in seiner Spitze beschädigt und musste aufwendig repariert werden. Dabei wurden Knopf und Fahne abgenommen.

Auf Beschluss des Kirchenvorstandes wurden beide Teile vergoldet und am 5. May. 1869 wieder aufgezogen. Wiederum wurden Nachrichten bzw. Informationen über den Ort, den Ortspfarrer, den Kirchengemeindevorstand, den Kirchrechnungsführer, den Cantor und den Organisten sowie zum Amt des Bürgermeisters (vergl. veränderten Sprachgebrauch) beigelegt.

Dokumente des 20. Jahrhunderts sind 2008 mit einem sehr informativen Beitrag der damaligen Pastorin der Kirchgemeinde Mellingen, Frau Barbara Wedler, im Turmknopf hinterlassen worden. Ihr Beitrag weist auf die Situation der Kirche gegen Ende des 20. Jahrhunderts hin. Bezeichnend für die geschichtliche Entwicklung unseres Landes sei hieraus ein Satz zitiert: „Die Christenheit wird in Begegnung und Gespräch mit den Zeitgenossen eines Zeitalters der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen, der Bevölkerungs- und Wissenschaftsexplosionen, der Zukunftstechniken wie Computertechnik, Raumfahrt und Kerntechnik, einer Zeit, in der man um den Bestand der Erde und der Menschheit fürchten muss, eines Zeitalters der Automatisierungen und Organverpflanzungen, darüber Auskunft geben müssen, was die universale christliche Heilsbotschaft der zur weltweiten wissenschaftlichen Planung und technischen Verwirklichung ihres eigenen Wohles aufgebrochenen Völkerwelt zu sagen oder hinzuzufügen hat.“

Zur Turmbekrönung am 17. Mai 2008 wurden weitere Informationen auch zur gegenwärtigen Situation der Kirchgemeinde und des Ortes Mellingen mit seinen Firmen und Vereinen beigelegt.